Joseph Anselm                           Donau

Pangkofer

um 1800                                                         Gar ernsten Gangs mit dunkelblauen Wogen,

Das schöne Land in Nord und Süden scheidend,

Den Silberblick an goldnen Fluren weidend,

Kommst Donau du von Westen hergezogen.

 

In weiten Ringen fort die Fluthen leitend,

Beschäumst du spielend stolze Brückenbogen,

Und spiegelst Städte, ihrem Ruhm gewogen,

Die blanke Fläche busig breiter breitend.

 

Der Ströme Königin, die hoch zu ehren

Von Nord und Süden hundert Flüsse eilen,

Den Glanz dir dienstbar und die Macht zu mehren:

 

Mit Einem nur magst du die Herrschaft theilen!

Laß, Jungfrau, nur die Sehnsucht nicht ermüden,

Hat auch der Berge Zug dich ihm geschieden.

 

 

 

 

Joseph Anselm                           Rhein

Pangkofer

um 1800                                                         O Vater Rhein, du Traubenkranzgeschmückter,

Gebirges Sohn, allmächt’ger Felsenstürmer,

Der deutschen Völker donnernder Beschirmer,

Du Blutgetränkter, Heldenliedentzückter,

 

Uralter Städt’ und Tempelmassen Thürmer:

Ich grüß’ ich grüße dich, um so beglückter,

Weil du auch unser bist, du Vielzerstückter,

Vieleinender und stärkender Beschirmer!

 

O daß dich bald der würd’gen Braut vermählte

Des Elementes Band, der gattenlosen,

Die einsam sehnend ostwärts lenkt der Wandel!

 

Den reichen Ost verbindend mit dem Belte,

(Nie trug ein Bund für Deutschland schönre Rosen)

Ist euer dann der stolze Weltenhandel.

 

 

 

 

Joseph Anselm                           Isar

Pangkofer

um 1800                                                         Verwegnen Bergen trotz’ger sich entreißend

Stürzt rasch die Isar nach der Ebne weiten,

Mit grüner Well’ die Hügel zu bestreiten,

Dem armen Boden Untergang verheißend.

 

Was will sie friedlich hier zum See sich breiten,

In hundert Adern ihre Fluth zerreißend?

Wie blitzen sie, im Wiederscheine gleißend!

Hier hundertfach zu lauschen goldnen Saiten,

 

Mit hundert Augen eine Berggazelle,

Neugierig hohe Wunder zu beschauen,

Des alten München’s Tempel und Paläste,

 

Hemmt hier die Felsenzwingerin die Welle,

Zieht leiser fort, den Städten zu vertrauen

Der Königsstädter wunderbare Feste.

 

 

 

 

Joseph Anselm                           Main

Pangkofer

um 1800                                                         Ein heitrer Mann, gar höflich und verständig,

Ein Musterbild von einem ächten Franken,

Das ist der Main. Beim Einspruch ohne Wanken,

Ist thätig er für’s Gute hunderthändig.

 

Drum sieht er hoch auch tausend Reben ranken,

Sieht Früchte reifen gold-und rosenrändig.

Ihm ist das treuelose Glück beständig,

Ob es auch immer mag bei Andern schwanken.

 

So ist es auch. Geduldig glatt zu spühlen

Mußt’ immer er des Schicksals rohe Steine,

Aus jedem Boden gute Säfte ziehend.

 

und weil er stets den wahren Werth zu fühlen

Gar gut gewohnt, ihn sondernd von dem Scheine;

Ward er auch bald für Bayern liebeglühend.